Damit zu unserem ersten Thema: Bei der Entscheidung, eine 24h-Betreuungskraft für die häusliche Versorgung einzusetzen, stellt sich fast immer auch die Frage nach der Qualität der Deutsch-Kenntnisse. Auf der Grundlage der von uns über viele Jahre gesammelten Erkenntnisse, finden Sie nachfolgend die aus unserer Sicht wichtigsten Gedanken und Anmerkungen hierzu.

Die gute Nachricht gleich vorab: Auch wenn es einmal nicht gelingt, eine Betreuungskraft mit dem gewünschten Sprachniveau zu finden, ist es nach aller Erfahrung unabhängig hiervon fast immer möglich, eine stabile Betreuungssituation zu erreichen. Zum einen ist die individuelle Sprachkompetenz nämlich nur ein Teil des Schlüssels zum Erfolg, und zum anderen setzen viele Betreuungskräfte zur Überwindung der Sprachbarriere – trotz der damit verbundenen Gewöhnungsbedürftigkeit – inzwischen mit gutem Erfolg digitale Übersetzungsprogramme ein. Und falls es einmal gar nicht gelingen will, sich in wichtigen Detailfragen zu verständigen, bieten die meisten Vermittlungsagenturen im Verbund mit ihren osteuropäischen Partnerbüros stets auch Übersetzungsdienste an.

Dass die Qualität der deutschen Sprachkenntnisse für die meisten Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen bei der Suche nach einer geeigneten Betreuungskraft von zentraler Bedeutung ist, ist nach menschlichem Ermessen völlig verständlich. Denn die sprachlichen Fähigkeiten werden häufig automatisch als Garant für einen erfolgreichen Einsatz betrachtet. Und es gibt tatsächlich viele Fälle, in denen dieses Kriterium für die Personalauswahl wirklich große Relevanz hat, etwa in bestimmten Versorgungssituationen mit Demenz-Patienten oder wenn die Betreuungskraft von den entfernt wohnenden Angehörigen regelmäßig telefonisch kontaktiert wird. Wenn die Betreuungskraft dann nur über begrenzte Kenntnisse der deutschen Sprache verfügt, kann die Kommunikation eine echte Herausforderung sein und sich durchaus belastend auf die Betreuungssituation auswirken.

Bei der Einschätzung der Sprachkenntnisse von osteuropäischen Betreuungskräfte sei an dieser Stelle zudem darauf hingewiesen, dass die Kategorien in der Gesamtbranche tendenziell etwas idealisiert dargestellt werden. Sprachfähigkeiten werden oft in allgemeinen Stufen beschrieben, die je nach Anbieter unterschiedlich ausgelegt und verstanden werden können. In der Praxis bedeutet das beispielsweise, dass „gute Sprachkenntnisse“ zwar eine solide Basis für die Kommunikation bieten, aber nicht wirklich alle Feinheiten der Sprache abdecken. Sprachliche Barrieren zwischen der Betreuungskraft und der betreuten Person oder ihren Angehörigen bleiben Teil des Alltags, zumal auch kulturelle Unterschiede und Mentalitätsfragen für Belastungen in der Kommunikation sorgen können. Bedenken Sie dabei auch, dass viele Menschen in der älteren Generation noch immer stark in ihrem Heimatdialekt verwurzelt sind, so dass für eine erfolgreiche Verständigung eine weitere Hürde überwunden werden muss.

In diesem Zusammenhang muss man auch wissen, dass die durchschnittliche Sprachqualität bezogen auf die insgesamt verfügbaren Betreuungskräfte tendenziell abnimmt. Denn die Generation von Frauen und Männern, die in der Schule Deutsch als Fremdsprache gelernt hat und aufgrund anderer beruflicher Möglichkeiten eine Tätigkeit in der häuslichen Rundum-Versorgung in Deutschland anstrebt, wird von Jahr zu Jahr kleiner. Dies ist auch einer der Gründe dafür, dass viele „nachwachsende“ Betreuungskräfte, die erst im Zuge ihrer Betreuungseinsätze Deutsch lernen – wie eingangs geschildert – häufig digitale Übersetzungs-Apps nützen. Dies umso mehr, als die individuellen Lernfortschritte und die Fähigkeiten zur Verbesserung der Sprachkenntnisse oftmals hinter den Erwartungen der deutschen Kunden zurückbleiben.

So bleibt als Fazit, dass der Faktor „Sprachqualität“ im Hinblick auf einen erfolgreiche Betreuungstätigkeit in vielen Fällen überschätzt wird. Viel entscheidender ist die „Chemie“ zwischen den Pflegebedürftigen und den Betreuungskräften. Wenn diese stimmig ist, können Herz und Verstand bestehende Sprachdefizite mehr als ausgleichen und für die gewünschte Zufriedenheit sorgen. Wir empfehlen daher, die Sprachkenntnisse realistisch einzuordnen. Auf diese Weise lassen sich überhöhte Erwartungen vermeiden und eine gute Zusammenarbeit fördern.